Kakao-Zeremonie? Das ist bestimmt so ein neuer Hippie-Eso-Trend. Boomt gerade total. Anstatt dass die Leute mal vor der eigenen Haustüre schauen, was für tolle Pflanzen hier wachsen und uns zur Verfügung stehen! Falls man sowas überhaupt braucht: Ist das nicht schon wieder ein Suchen im Außen? Es ist doch auch ohne Pflanzen schon alles in uns vorhanden! Mal abgesehen von der kulturellen Aneignung…oje. Ich will ja gar nicht wissen, was die Indigenen davon halten, dass hier mit ihrer heiligen Tradition so ein Luxus-Wellness-Geschäft betrieben wird…
Stopp.
Atmen. Körper wahrnehmen. Puh… Enge im Brustbereich. Angespannter Atem. Unruhig flatternde schwarze Flecken im Hinterkopf-Hals-Bereich…
Wer das gesagt hat? Mein innerer Skeptiker. Einer, der mich davor bewahren möchte mich unbedacht irgendwelchen Bewegungen anzuschließen. Einer, der mich immer wieder daran erinnert, dass ich mir tatsächlich genug bin und sein darf. Einer, der sich darum bemüht, Nicht-Authentizität aufzuspüren und damit ein wichtiger Teil meiner Intuition ist – auch um mir selbst treu bleiben zu können.
Ah. Entspannung. Dieser Teil entspannt sich. Er fühlt sich gesehen und verstanden…Der Atem fließt wieder, im Brustbereich dehnt sich etwas Lichtes aus…
Andere Teile in mir hören den Ruf. Den Ruf nach Wieder-Verbindung von Erde und Mensch. Den Ruf nach Gemeinschaft und gegenseitigem Halten. Den Ruf Räume zu kreieren, in denen wir im nicht-alltäglichen Bewusstsein, in einer offenen, empfangenden Haltung mit dem sein können, was sich zeigen mag. Nicht „um zu“. Sondern nur so: Dabei bleiben. Dabei sitzen. Warten… Mit freundlichem Blick schauen, was kommt…Weiter atmen… und weiter dabei bleiben…
Warum ich das alles erzähle? Um einen Mini-Einblick in die Art des Wahrnehmens und Umgehens mit inneren Stimmen und Anteilen zu geben, wie sie in all meinen Tätigkeiten eine Rolle spielt: Von der Kakao-Klang-Zeremonie über das Heilsame Singen bis hin zu den 1:1-Sitzungen, in denen ich Menschen bei ihren inneren Prozessen begleite. Ich habe meine Praxis nicht Klang-Gespräche genannt, weil da jeder, der kommt, was mit Klang machen muss. Doch auch wenn es bei Gesprächen bleibt: Aus jeder Person klingt etwas hindurch, mit dem wir sitzen werden. Und es sprechen lassen werden – wenn es möchte. Ich liebe die Focusing-Haltung, mit der ich dabei arbeite: Sie lässt in alle Richtungen frei und bezieht den Körper mit all seinem Wissen und das innere Erleben mit ein.
Was die Kakao-Zeremonien betrifft: Ich konnte mit dem Skeptiker verhandeln. Ich habe ihm versprochen sehr genau zu gucken, mit wem ich da zusammen arbeite, und mir bewusst zu machen, dass der Kakao – wie auch Klang und Gesang – am Ende des Tages nicht der Kern ist, um den es geht. Es sind m.E. eher so etwas wie Transportmittel, die uns helfen können, uns zu verbinden. Seit Jahrtausenden werden sie zu Heilzwecken eingesetzt – und das schwingt mit. Von Respekt und Dankbarkeit für unsere Ahnen und die Pflanzen-Spirits mögen die Zeremonien geprägt sein. Wie auch Dankbarkeit für die Möglichkeit so zusammen zu kommen: Wie seit jeher, im Kreise, wenn möglich am Feuer. Wo auch Menschen, die sonst alleine leben, in der Gemeinschaft aufgenommen werden.
Dankbarkeit – ein Schlüssel…
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